14.12.2016 – Von raumsparenden Hochleistungsdämmplatten über nachhaltige, universell einsetzbare Zelluloseschäume bis hin zu fantastischen Wandobjekten aus PU-Schaum reicht das Spektrum der ausgezeichneten Bewerber beim FSK-Innovationspreis 2016, der Ende November verliehen wurde. Sieben Preisträger freuten sich im Rahmen der Internationalen Fachtagung Schaumstoffe und Polyurethane 2016 über die Auszeichnung ihrer neuartigen Entwicklungen in den Kategorien „Technologie“ und „Design und Gestaltung.

Mit der Dämmplatte SLENTITE® hat die BASF Polyurethanes GmbH unter der Federführung von Dr. Marc Fricke einen Hochleistungsdämmstoff mit einzigartigen Materialeigenschaftskombinationen entwickelt. Dabei gelang es, das erste rein organische Aerogel auf Polyurethanbasis als mechanisch stabile Platte herzustellen, die gleich mehrere überragende Eigenschaften überzeugend vereint. SLENTITE® erreicht mit einer sehr geringen Wärmeleitfähigkeit und einer offenporigen Struktur eine beispiellose Dämmleistung, die eine um 25 bis 50 Prozent schlankere und damit platzsparende Dämmung im Vergleich zu herkömmlichen Materialien ermöglicht. Die besondere offenporige Struktur wirkt zudem feuchtigkeitsregulierend, was im Innenbereich für ein günstiges Raumklima sorgt. Das Produkt befindet sich aktuell in der Pilotphase. Die ersten bereits produzierten Platten werden derzeit von ausgewählten Partnern in praktischen Anwendungstests erprobt.

Natürlichen Ursprungs ist der umweltfreundliche Zelluloseschaum CELLUFOAM, den der Entwicklungsingenieur Oskar Schmidt für das schwedische Unternehmen Cellutech AB aus Stockholm in der Kategorie Technologie einreichte. Der multifunktionale Schaumstoff CELLUFOAM wird aus skandinavischen Hölzern gewonnen und in einem lösungsmittelfreien Verfahren hergestellt. Somit ist das hochleistungsfähige Produkt absolut regenerativ und biologisch abbaubar. Der hochinteressante und vielseitig einsetzbare Werkstoff besteht aus Nanozellulose und besitzt sehr gute mechanische und chemische Eigenschaften. CELLUFOAM eignet sich zur akustischen und thermischen Isolierung genauso wie zur Flüssigkeitsabsorption oder als Verpackungsmaterial. Die Beschaffenheit des nachhaltigen Produkts kann je nach geforderter Anwendung maßgeschneidert werden und eröffnet damit nahezu grenzenlose Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichsten Branchen. Ein ansprechendes Anwendungsbeispiel des innovativen Werkstoffs bildet der in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Designer Rasmus Malbert erschaffene Cellutech-Helm – ein Fahrradhelm der nur aus Holz besteht.

Ebenfalls ein Alleskönner, allerdings speziell im Bereich der Matratzenherstellung, ist der vom FSK-Expertenteam ausgezeichnete Schaumstoff xdura®. Die Eurofoam Deutschland GmbH Schaumstoffe aus Wiesbaden führte dieses universelle Produkt im Frühjahr 2016 am Markt ein. Im Gegensatz zu den bekannten, auf unterschiedliche Funktionen ausgerichteten Schaumstoffkategorien im Beddingbereich, möchte Eurofoam mit xdura® die verschiedenen Anforderungen, die an einen modernen Matratzenschaumstoff gestellt werden, vereinen. Selbst langjährige Nutzung und nächtliches Schwitzen bringen den dauerhaltbaren Schaumstoff nicht aus der Form, gleichzeitig ist das Material elastisch und besonders reißfest. Durch seine offenporige Zellstruktur bietet es höchsten Komfort, sowohl durch die anschmiegsame Oberfläche und die innere Stabilität als auch durch die Verhinderung von Wärme- und Feuchtigkeitsstauungen. Der innovative „one fits all“-Schaumstoff mit dem idealen Mikroklima wird bereits für erste Matratzenkerne in der Praxis genutzt.

Nachhaltigkeit sowie die Reduktion von Lager- und Transportkosten stehen im Mittelpunkt der neuesten Entwicklung der ISL Schaumstoff-Technik GmbH aus Viernheim. Das Unternehmen stellt seit Mitte des Jahres innovative Klappbehälter aus expandiertem Polypropylen (EPP) her. Der neue ISL-Klappbehälter entstand in einer bemerkenswert kurzen Entwicklungsphase von nur zwölf Wochen. Die Stabilität und die Belastbarkeit der Behälter ermöglichen eine perfekte Lagerung sowie den sicheren Transport, auch von sperrigen und schweren Gütern. Sehr vorteilhaft ist die kostengünstige Herstellung, da in der Regel keine zusätzlichen Werkzeugkosten entstehen. Die neuen Boxen sind flexibel einsetzbar, da sie sich in fast allen Größen fertigen lassen und die „Klapphöhe“ vom jeweiligen Kunden individuell gewählt werden kann. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass jeder EPP-Behälter auch nachträglich zu einem stabilen Klappbehälter umgebaut werden kann.

Mit dem Nachwuchspreis in der Kategorie Technologie wurde der Masterabsolvent Georg Tauer auf Vorschlag von Prof. Dr.-Ing. Volker Altstädt vom Institut Polymer Engineering der Universität Bayreuth ausgezeichnet. In seiner Masterarbeit hatte der erfolgreiche Studienabsolvent sich intensiv mit der Herstellung von Partikelschäumen mit variabler Hautdicke auseinandergesetzt. Zielsetzung war die Entwicklung eines Verfahrens zur gezielten Änderung der Partikelschaumdicke, um ein grundlegendes Verständnis über deren Auswirkung auf die mechanischen Eigenschaften zu erhalten. Georg Tauer entwickelte eine Methode zu reproduzierbaren Herstellung von EPS-Partikeln mit einer homogenen und um den Faktor 25 verdickten Schaumhaut. Obwohl Partikelschäume bereits lange an Markt sind, sind deren komplexe innere Strukturen weitgehend unerforscht. Die durch Herr Tauers Arbeit gewonnenen Erkenntnisse eröffnen ein spannendes Optimierungs- und Anwendungsfeld.

In der Kategorie Design und Gestaltung verlieh der FSK je einen Unternehmens- und einen Nachwuchspreis für außergewöhnliche Kunstobjekte. Die Rotterdamer Design-Agentur NIGHTSHOP gestaltete großformatige Wandteppiche – sogenannte Showdown Carpets – mit einem zweikomponentigen weichen Polyurethanschaum. Inspiriert von handelsüblichen Antirutschunterlagen entwickelten Adriaan van der Ploeg und Ward van Gemert die Idee, mit diesem soften und zugleich griffigen Werkstoff zu experimentieren und wirkungsvolle Kunstobjekte zu kreieren. Durch ein Kombinieren unterschiedlich farbiger Polyurethanschäume entstanden zehn individuelle, handgearbeitete Teppiche. Dazu wurden die PU-Komponenten in großen Einwegspritzen gemischt und zügig über vorgefertigte Schablonen auf den Untergrund aufgetragen. Das Ergebnis sind wirkungsstarke plastische Muster, die an farbenfrohe westafrikanische Ornamentik erinnern. Die Kunstobjekte sind derzeit in Rotterdamer Kunstgalerien und Möbelhäusern zu sehen.

Mit ihren Office Pieces überzeugte zudem die Produkt- und Accessoire-Designerin Teresa Mendler, die derzeit ihre Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ablegt. Durch den Einsatz von PUR-Schaum in Kombination mit Textil erarbeitete sie eine Kollektion mit zwei- und dreidimensionalen Raumobjekten, die sich flexibel als Raumteiler oder als künstlerische Akustikelemente in großen Räumen einsetzen lassen. Die Ästhetik der je nach Standort ganz unterschiedlich wirkenden Objekte entwickelte sich durch die intensive Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien und deren Eigenschaften. Zukünftig plant Teresa Mendler ähnliche Designobjekte auch für Außenbereiche zu gestalten.

Dr. Marc Fricke, BASF Polyurethanes GmbH, zusammen mit Udo Storck, Masterfoam GmbH und stellvertretender Sprecher der FSK-Fachgruppe Schaumstoffverarbeiter bei der Übergabe des Innovationspreises 2016

Der komplett aus Holz gefertigte Designer-Schutzhelm des schwedischen Unternehmens Cellutech AB mit dem Werkstoff CELLUFOAM.

Manfred Stahl, Eurofoam Deutschland GmbH Schaumstoffe, nimmt für sein Unternehmen den Innovationspreis 2016 von Udo Storck, Masterfoam GmbH und stellvertretender Sprecher der FSK-Fachgruppe Schaumstoffverarbeiter entgegen

Präsentation des EPP-Klappbehälters der Firma ISL Schaumstoff-Technik GmbH durch Herr Alfred Gutknecht im Rahmen des Festaktes zum FSK-Innovationspreis Schaumkunststoffe 2016.

Mikroskopische Aufnahmen der Struktur und Partikelhaut von EPS-Schaumpartikeln

Polyurethan-Schaumteppiche des Rotterdamer Design-Studios Ontwerpbureau NIGHTSHOP.

Office Pieces, individuelle akustische und optische Raumelemente von Teresa Mendler